Die Gesellschaft, in Konventionen gepresst, gezwängt, genötigt. Ihr Denken und Handeln, all ihr Tun oft nicht nur vorprogrammiert, nein, es ist anerzogen, vorgegeben. Es bleibt gar nichts anderes übrig, als so zu denken, so zu handeln, so zu (vor-)verurteilen. Jeder Mensch, der
anderes denkt, anderes fühlt, sich anders verhält, ist außerhalb dieser Konventionen, außerhalb des "inneren Kreises", außerhalb der (nur scheinbar) eingeschworenen Gemeinschaft all derer, die sich in Zwänge pressen lassen, die der Werbung folgen, dem neuesten Trend (auch der "voll out sein"-Trends, neue Mode, dieses "Außenseitertum"), dem Geschwätz der angesagtesten "Outsider"-Partei, alles was im Netz zu finden ist unter Begriffen wie "nicht cool sein ist das neue cool" oder die Sprüche/Spruchkarten auf generalisierten Plattformen veröffentlichen und dann eine aussagekräftige Überschrift dazu posten wie "meine wahren Freunde teilen das mit mir, denn wer das nicht teilt, der fliegt von meiner Freundesliste"... Blabla, Laberrababer, Dummschwätzerei.
Da wird sich das Maul zerrissen, Menschen verurteilt, mit denen man an sich ja "lieber gar nichts zu tun haben will", denn das ist ein Klientel, mit dem sich nicht mal einer abgeben würde, der selber von sich behauptet, schon mal durch die Hölle gegangen zu sein. Dennoch die Fressluke aufreißen und in die Welt posten: "Wenn einer mir das... dann würde ich dem das... !" Dabei sollten eben diese Menschen, die etwas durchlitten haben wollen (wie gesagt, angeblich) doch wissen, wie sich der Schmerz anfühlt, wenn auf einem herumgetreten wird. Soetwas möchte man doch niemandem antun, das wünscht man wirklich niemandem, wenn man tatsächlich gelitten hat im Leben.
Vom Weg abkommen müssen aber nicht die wirklichen Außenseiter, diejenigen, die ihrem eigenen Weg folgen, diejenigen, die sich nicht für die Meinung oder gedankenlosen Sprüche anderer verbiegen. Diejenigen nämlich, die sich selber treu sind, die an das glauben, was sie fühlen, auch wenn sie es weder sehen noch verstehen können, aber tief in sich wissen, das es richtig ist. Die wahren Außenseiter, die sind so, wie sie sind. Sie kleiden sich, wie sie wollen. Sie haben - scheint's - ja keinen Stil, legen sich nicht fest, hören dies, hören das, sehen viel, nehmen wahr, leben wie sie leben wollen, auch wenn es nicht das Paradies verheißen mag. Auch, wenn gegen den Strom schwimmen so schwer ist, wird doch manchmal einfach mit der Menge gepaddelt. Und das gerne, sehr gerne, wenn es denn dem eigenen Ich entspricht. Der Außenseiter an sich läßt sich nicht in eine Schablone pressen; der ist kein Weihnachtskeks in einer Tannenbaum-Form oder ein "ich hab keine Knete, also muß ich mir die billigsten Klamotten kaufen, die trotzdem aussehen, als wären sie teuer"- Mensch. Die Außenseiter sind doch diejenigen, über die man sich gerne mal lustig macht und lästert, aber ohne die das Leben auch furchtbar langweilig wäre.
Besonders, wenn es dann um die Liebe geht. Nur weil man ein Außenseiter ist, heißt es nicht automatisch, wir wären eine eingeschworene Gemeinschaft und könnten uns alle untereinander ach so gut leiden. Seh ich auch gar nicht ein. Aber was doch jedem von uns, den Ausgestoßenen, den Belästerten, den viel-Angeguckten/-Hinterhergespuckten, den mystifizierten und doch mit bloßem Augen anscheinend so leicht Erkennbaren zu eigen ist, ist die Toleranz untereinander. Und nicht nur das, nein, diese Toleranz erstreckt sich auch über all diejenigen, die der gängigen Gesellschaft angehören. Denn Toleranz ist das A und O, Anfang und Ende. Ohne Toleranz geht alles zugrunde.
Kann einer erzählen, was er will. Kann einer sich das Maul zerreißen, sich wundern, den Kopf schütteln und in seine vorgefertigte Schublade zurückkriechen:
Nicht der Außenseiter muß von seinem Wege abkommen! Im Gegenteil, es ist an denjenigen, von ihrem Wege abzuweichen, umzudenken, umzufühlen, die sich homogen zur Masse bewegen und ihrem eigenen Seelenheil und dem Glück hinterherjagen, das sie niemals erreichen werden, wenn sie nicht lernen, das ein Mensch ein Mensch ist - gleich welcher Gesinnung, gleich welcher Herkunft, gleich welcher Liebe, gleich... was auch immer.
Glücklich wird man nur, wenn man so ist, wie man ist. Auch, wenn man sich wider der vorgegebenen Norm bewegt. Oder eben gerade deswegen. Solange die Toleranz und die Akzeptanz anderen Mitmenschen, anderen Lebewesen gegenüber immer an erster Stelle steht, wir man seine Glückseligkeit finden. Läßt der gängige Mensch, der sich "normal" schimpft, von Hass, Eifersucht oder Neid leiten, wird das nichts mit dem Glück. Davon werden Körper und Seele krank. Und die Freudlosigkeit am eigenen Dasein folgt auf dem Fuße.
Weich vom Wege ab, geh' doch Deinen eigenen! |
Scheiß' doch drauf, was andere sagen oder denken. Klar ist's nicht leicht. Trotzdem ist letztendlich eines gewiss: nur so wird man glücklich!
Ich bin richtig geflasht! Erst grad gestern hast du mir dein Diary gezeigt, heute bin ich über diesen kongenialen Beitrag gestolpert. Das ist doch genau das, über was wir in den letzten Monaten immer wieder geredet haben! Die Gesellschaft, die sich in ihrer Schubkasten-Denke so geborgen fühlt, und dann noch meint, weil sie eben mit der Masse geht, wäre sie besonders originell. Allein die Spruchkarten* von wegen 'Ich bin nicht artig, aber einzigartig' und so ein Mist (so ein echter Abturner), die gleich im Haufen geteilt und kommentiert werden, zeugen doch nur davon, das die Individualität fürn Arsch ist. Einzigartigkeit der Gesellschaft besteht ergo nur noch aus der Identifikation mit der Masse, denn wirkliche Charaktergestalt hat doch von denen keiner mehr.
AntwortenLöschen*die du hier hervorragend angeführt hast und die dich immer wieder ankotzen. Meiner Meinung nach eine echte Volkskrankheit. Da frage ich mich doch, warum das noch keinen medizinisch-psychologisch spezifizierten Fachnamen verpasst bekommen hat!^^
Diese Spruchkarten waren ja zu unserer Hoch-Zeit (yeah, the 80s!) schon weit verbreitet. Da nannte man das noch 'Spontisprüche'. 😉 Aber das es sich wie eine Seuche dermassen hochschaukelt... das hab nicht mal ich kluker Kopf vorausahnen können. 😜
Einhergehend mit der abnehmenden Wesensart natürlich auch die immer weiter zurückgehende Eigenständigkeit: geistig betrachtet lässt die Masse sich ja immer mehr verblöden, und das ganz freiwillig, ohne jemals aufzubegehren. Könnte jeder für sich machen, wenn er einfach statt "Hauptsache Privatsender bringt irgendeinen Scheiss abends um acht" mal Bildungsfernsehen einschalten würde. Aber da ist wohl die Hemmschwelle zu gross. Und die Glotze ausmachen kommt schon gar nicht in Frage, denn Gesellschaft "denkt" sich: 'Was soll ich dann bloss um die Uhrzeit mit mir anfangen?' Noch dazu, da viele ja meinen (wenn sie die gängigen 24-h-Nachrichtensender kucken) das sie damit schon das Obermass des Bildungsfernsehen erreicht hätten - das das alles der selbe Kack ist, wollen sie nicht wissen. Genauso wie Diesel ja immer noch gesund ist.
Die Masse hat es immer gegeben. Ohne sie wären wir Outsider dann doch keine Outsider mehr. Andererseits wäre es so viel schöner, wenn es immer nur eine Handvoll Menschlein gäbe (kleine Grüppchen), die voller Unterschiede sind, und sich deshalb zusammenfinden, weil sie ihre Gemeinsamkeiten entdecken. Denn gemeinsam etwas teilen ist erfüllend. Leider geht die Denke in die andere Richtung: je mehr ich "teile" (e.g. auf *kotz* fb) umso mehr habe ich mit anderen gemeinsam. Führt folglich wieder dazu, das die Individualität stirbt, das keiner mehr selbstständig denken kann/will, das alles in einem verdorbenen Brei endet... und wir uns immer abheben werden.
Die Katze beisst sich hier in den eigenen Schwanz: ohne die verkochte Masse gäb es uns nicht, und ohne uns gäb es die durchpürrierten Einheitsbreimenschen nicht.
Weitere Denkanstösse bitte, Süße! Ich mag mehr davon lesen! 💖
(Wer wissen will, warum man das k-l-u-k schreibt, kann hier gerne reinsehen.)
Pony... ! Das solltest Du als eigenen Beitrag verfassen. Ist doch viel zu schade, um Deine Gedankengänge hier als Kommentar versauern zu lassen. Zumal Du dann auch weiter ausholen kannst, denn ich weiß, das Du das liebst! 😊
LöschenWeiter eingehen werde ich auf Deinen Kommi, wenn ich weiß, ob Du das Thema auf unserem Blog nochmal aufgreifen magst oder nicht, denn dann spare ich mir die doppelte Denk- und Schreibarbeit. 😜