Bei all der Auswahl, die ich heute an Filmen zur Verfügung gehabt hätte - okay, es wären auch nicht übermäßig viele gewesen, aber doch einige Streifen, die ich mir dann zur Ablenkung hätte anschauen können - war heute nachmittag schon klar: 'Casablanca' wird heute geguckt! :)
Viel zu selten werden doch heutzutage die noch in schwarz-weiß gedrehten Klassiker ausgestrahlt, die nicht durch großartige Effekte berauschen, sondern die durch große Geschichten, wunderbare Gesten und eine ausgesprochen feine Mimik bestechen. Die Details müssen nichtmal stimmig sein, wichtig sind allein die Gefühle, die diese Filme vermitteln. Man ist weder abgelenkt durch bombastische Effekthascherei, durch überlaute Soundeffekte und -Musik, noch durch übermäßig aufgetakelte, bis zum Abwinken überkandidelte Schauspieler. Man denkt nicht nach über Frisuren, Outfits, Autos oder eine stylische Wohnungseinrichtung. Nein, hier zählt allein die Handlung und das, was die Darsteller daraus machen.
Geniale Geschichten, einfach oft, und doch so eindringlich dargestellt. Das ist es doch, was eben die "alten" Filme ausmacht. Natürlich ist nicht jeder in schwarz-weiß gedrehte Schund gleich ein Klassiker oder besonders denkwürdig. Naa, bestimmt nicht. Und doch hatte eben diese Zeit ihre Reize, in der es noch nicht eine dermaßen dekadente Reizüberflutung gab wie heutzutage. Jeder Film, der es damals in die Lichtspielhäuser schaffte, war auf seine Art und Weise sehenswert. Das ist wohl verlorengegangen - denn selbst in den 80er Jahren bin ich mit eben diesen Filmen großgeworden - und in den 80ern wurden wahnsinnig viele wirklich beknackte Filme am laufenden Band abgedreht... puh.
Ich war glücklich als Kind - und auch als Teenie - in den Genuss der 40er/50er Jahre Filme zu kommen, in denen der Grusel einem durch Mark und Bein lief, in denen man noch die ganze Nacht, wenn man sich die Decke bis zum Kinn zog, eine Gänsehaut hatte; wenn man sich erschreckte, weil man die Garderobe für einen unbekannten Fremden hielt, der in der Ecke lauerte; wo man sich vor dem Schlafengehen noch vergewisserte (bzw. die Eltern nachsehen ließ!), ob nicht doch jemand Fremdes vor dem Fenster stand oder im Garten herumschlich... Das war keine Paranoia, das war der Nachklang eines guten Filmes, der so viel in einem bewegt hatte, das man Teil dieser perfiden Geschichte geworden war.
Und ebenso verhält es sich mit den Liebesfilmen dieser Zeit: man schmachtet mit den Liebenden. Man wünscht sich nichts sehnlicher, als das sie ihr gemeinsames Glück finden mögen. Das sie sich umarmen und küssen, für immer zusammenbleiben können.
Und heute - ja seit heute - kann ich behaupten, das 'Casablanca' wohl eine der zeitlos schönsten Liebesgeschichten ist, die jemals auf Zelluloid gebannt worden sind. So groß die Sorgen und der Stress unserer Zeit sein mögen - so wunderbar leicht war es doch, bei diesem Film neunzig Minuten lang einfach abzuschalten und sich tragen zu lassen. Mitreißen lassen von großen Gefühlen, von schlichten Schwarz-Weiß Darstellungen (und dies ist nicht auf die non-colorierung des Filmes bezogen, sondern auf die Gut-Böse-Aufteilung), von einer denkbar einfachen Handlung ohne Schnickschnack und Schnörkel, die es dann doch schaffte etwas ganz Tiefes zu erreichen: man wollte mehr wissen, einen tieferen Einblick in die Seelen der Protagonisten erhaschen und hinter die Schatten blicken.
Und ganz schnell war die Handlung doch nicht mehr so lapidar, wie man anfangs glaubte. Plötzlich war man gefesselt und gebannt vor dem Bildschirm und konnte sich aus dieser Zeit, diesem Ort und zwischen den Personen nicht mehr losmachen.
Ein großartiger Film! Ich bin so froh, das ich ihn endlich habe sehen können: ganz und gar, ohne Schnörkel, ohne Wenn und Aber, einfach so... Wunderbar! Nicht nur ein Klassiker, ein Muss!